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Zionismus und Nazismus: Wörtlich zwei Seiten derselben Medaille

Im September 1934 startete Joseph Goebbels’ Propagandazeitung Der Angriff eine besondere Serie: ein zwölfteiliger Reisebericht des SS-Offiziers Leopold von Mildenstein über seinen Besuch in Palästina mit dem zionistischen Funktionär Kurt Tuchler. Um die Serie zu bewerben, ließ Goebbels in Nürnberg eine bronzene Gedenkmedaille prägen: Eine Seite zeigte einen Davidstern mit der Inschrift „Ein Nazi fährt nach Palästina“ („Ein Nazi reist nach Palästina“), die andere ein Hakenkreuz mit der Aufschrift „Und erzählt davon im Angriff“ („Und berichtet darüber im Angriff“).

Diese Medaille hielt eine flüchtige, aber frappierende Realität fest: Nazibeamte und zionistische Führer teilten ein Interesse an der jüdischen Auswanderung nach Palästina. Die Nazis wollten Deutschland judenrein (frei von Juden) machen; die Zionisten wollten ihren zukünftigen Staat bevölkern. Ihre Zusammenarbeit, pragmatisch und opportunistisch, blühte in den 1930er Jahren auf.

Kontext: Europäische Nationalismen und jüdische Ausgrenzung

Das 19. Jahrhundert erlebte den Aufstieg des Ethnonationalismus – der Glaube, dass jedes Volk (definiert durch Ethnie, Sprache und „Blut“) in seinem eigenen Staat leben sollte. Dies war der ideologische Treibstoff für die Vereinigungen Italiens und Deutschlands sowie die nationalistischen Aufstände im Österreichisch-Ungarischen und Osmanischen Reich.

Minderheitengruppen litten unter dieser neuen Ordnung:

Die meisten dieser Gruppen reagierten mit dem Kampf um Rechte oder Unabhängigkeit. Der Zionismus hingegen argumentierte, dass die Lösung für die jüdische Unterdrückung nicht Gleichberechtigung in Europa, sondern die Kolonisierung Palästinas sei.

Antisemitismus als Voraussetzung für den Zionismus

Antisemitismus war lange vor den Nazis weit verbreitet:

Zionisten interpretierten Antisemitismus als Bestätigung, dass Juden nicht nach Europa gehörten. Herzls Der Judenstaat (1896) schlussfolgerte: Antisemitismus würde nie verschwinden, daher brauchten Juden einen eigenen Staat.

Die zionistisch-nazistische Konvergenz

Das Memorandum von 1933

Am 21. Juni 1933 sandte die Zionistische Vereinigung für Deutschland (ZVfD) ein Memorandum an Adolf Hitler. Es erklärte:

„Auf der Grundlage des neuen Staates, der das Rasseprinzip etabliert hat, möchten wir unsere Gemeinschaft in die Gesamtstruktur so einfügen, dass auch für uns in dem uns zugewiesenen Bereich fruchtbare Tätigkeit für das Vaterland möglich ist… Weil auch wir gegen Mischehen sind und für die Erhaltung der Reinheit der jüdischen Gruppe eintreten.“

Das Haavara-Abkommen (1933–1939)

Am 25. August 1933 unterzeichneten Nazideutschland und die Jewish Agency das Haavara-Abkommen („Transfer“).

Der Angriff und die Mildenstein-Tuchler-Reise

Im Frühjahr 1933 wandte sich Kurt Tuchler, ein zionistischer Funktionär, an den SS-Offizier Leopold von Mildenstein, um die Auswanderung durch positive Berichterstattung in der nazi-eigenen Presse zu fördern. Mildenstein und seine Frau reisten mit den Tuchlers durch Palästina und besuchten Tel Aviv, Kibbuzim, das Jezreel-Tal, Safed, Hebron und Jerusalem.

Die Reise führte zur Serie „Ein Nazi fährt nach Palästina“ („Ein Nazi reist nach Palästina“), die vom 26. September bis 9. Oktober 1934 in Der Angriff veröffentlicht wurde.

„Ein Nazi fährt nach Palästina“ (1934)

Ein Nazi reist nach Palästina und berichtet darüber im Angriff

Jede Ausgabe enthielt Fotos von zionistischen Siedlungen und Pionieren. Nachfolgend ausgewählte Auszüge.

Teil 1 – Aufbruch nach Erez Israel (26. September 1934)

„Am Berliner Bahnhof stiegen jüdische Jugendliche in den Zug. Sie sangen hebräische Lieder, ihre Stimmen voller Optimismus. Sie riefen ihren Abschied: Schalom! … Es war der Ruf eines Volkes, das auszog, um neu zu bauen.“

Teil 2 – Ankunft in Haifa (27. September 1934)

„Im Hafen von Haifa drängten sich arabische Träger, schreiend und nach Gepäck greifend mit gierigen Händen. Im Gegensatz dazu empfingen uns die jüdischen Beamten des Einwanderungsbüros mit Ordnung und Disziplin, ihre Dokumente sorgfältig vorbereitet.“

Teil 3 – Tel Aviv, die jüdische Stadt (28. September 1934)

„Hier leben nur Juden, hier arbeiten nur Juden, hier handeln, baden und tanzen nur Juden. Die Sprache der Stadt ist Hebräisch – eine alte Sprache, wiederbelebt – doch die Stadt selbst ist modern und westlich, mit breiten Straßen und attraktiven Geschäften. Überall entsteht Bau, um der wachsenden Bevölkerung gerecht zu werden.“

„Die große Mehrheit der Juden in Palästina sind optimistische, hart arbeitende, idealistische Menschen, die das Land mit ihrem eigenen Schweiß aufbauen wollen – das genaue Gegenteil des Stereotyps, der üblicherweise auf Juden angewendet wird.“

Teil 4 – Die Kibbuzim und das Land (29. September 1934)

„Auf dem Kibbuz arbeitet jede Hand: Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen. Der sumpfige Boden wird entwässert, Obstgärten gepflanzt, Scheunen errichtet. Hier wird ein neuer Typ Jude geboren – verwurzelt im Boden, nahe der Erde.“

Teil 5 – Ben Shemen und die Jugend (30. September 1934)

„In der Jugendkolonie Ben Shemen werden junge Pioniere nicht nur im Studium, sondern auch in der Arbeit geschult. Sie bestellen das Land, kümmern sich um Vieh und marschieren mit Disziplin. In ihren Augen leuchtet der Geist der Zukunft.“

Teil 6 – Die Jesreel-Ebene (1. Oktober 1934)

„Im Jezreel-Tal traf ich Ben-Gurion, einen Führer unter den Siedlern. Um uns herum ist aus Sumpf und Wildnis fruchtbares Ackerland geworden. Die Siedler hier leben gemeinschaftlich, teilen alles, mit der Überzeugung, eine neue Nation zu schmieden.“

Teil 7 – Arabische Düfte (2. Oktober 1934)

„Einige alte Frauen sitzen mir gegenüber. Die sehr Alten sind nicht mehr verschleiert, obwohl man sich wünschen würde, sie wären es… und diese schmutzigen Kinder. Der Bus schaukelt erbärmlich. Ein kleines Mädchen wird reisekrank. Es gab schon arabische Gerüche um uns herum, aber jetzt wird es unerträglich. Auch wir hängen unsere Köpfe aus dem Fenster.“

Teil 8 – Safad und der Norden (3. Oktober 1934)

„In Safed ist die Atmosphäre angespannt. Araber demonstrieren gegen die Briten, schwenken Fäuste und schreien. Die Juden in ihrem kleinen Viertel bleiben hinter bewachten Türen. Hier sieht man klar: Der Araber widersetzt sich dem Fortschritt.“

Teil 9 – Hebron und die Vergangenheit (4. Oktober 1934)

„Wir passierten das ausgebrannte jüdische Viertel von Hebron. Die Ruinen standen als Erinnerung an die blutigen Tage von 1929, als der arabische Mob über seine Nachbarn herfiel. Verkohlte Steine, leere Häuser, Stille dort, wo einst jüdisches Leben blühte.“

Teil 10 – Jerusalem und die heiligen Stätten (5. Oktober 1934)

„An der Klagemauer murmelt Juden Gebete. Araber gingen vorbei und spotteten, schrien und verhöhnten, störten ihre Andacht. Am Abend nahm ich an einem Treffen jüdischer Schriftsteller in Jerusalem teil – ein Salon voller Gespräche, wo alte Tradition auf jugendliche Erneuerung traf.“

Teil 11 – Die Zukunft des Landes (6. Oktober 1934)

„Palästina hat die Kapazität, viele weitere Tausende aufzunehmen. Der bereits erreichte Fortschritt zeigt, was möglich ist, wenn Idealismus und Arbeit vereint sind. Doch die Briten zögern, aus Angst vor Unruhen, und die Araber werden unruhig.“

Teil 12 – Eine Lösung der Judenfrage? (9. Oktober 1934)

„In Palästina findet die Judenfrage ihre Lösung. Hier wird der Jude produktiv, kreativ, mit dem Land verbunden. Das Problem, das Europa belastet, findet Heilung im Boden von Erez Israel.“

Von Mildenstein zu Eichmann

Bis 1935 trat Adolf Eichmann in Mildensteins Abteilung ein. Er studierte Herzls Der Judenstaat, lernte Hebräisch und Jiddisch und beschrieb sich selbst als „Zionist“ – nicht aus Überzeugung, sondern als Mittel zur Förderung der Auswanderung als Lösung für das „Judenproblem“.

Evian, Scheitern der Emigration und Radikalisierung

Im Juli 1938 versammelte die Evian-Konferenz 32 Länder, um über jüdische Flüchtlinge zu diskutieren. Die meisten weigerten sich, die Einwanderungsquoten zu erhöhen; nur die Dominikanische Republik bot Land für 100.000 an, obwohl nur einige Hundert angesiedelt wurden.

Die nazistische Propaganda jubelte: „Juden zum Verkauf – niemand will sie.“ Zionistische Delegierte konzentrierten sich ausschließlich auf Palästina und lehnten andere Ziele ab. Das Scheitern der Emigration trug zum Wandel der Nazis von Vertreibung zur Ausrottung bei.

Der Eichmann-Haganah-Kontakt

1937 traf der Haganah-Agent Feivel Polkes Eichmann und Herbert Hagen. Polkes forderte Waffen und nazistische Unterstützung gegen die Briten und stellte Großbritannien als gemeinsamen Feind dar. Eichmann und Hagen reisten unter falschen Identitäten nach Palästina, wurden von den Briten ausgewiesen und trafen Polkes erneut in Kairo. Es wurde keine Einigung erzielt, aber die Episode zeigt den Pragmatismus – und die Verzweiflung – beider Seiten.

Schatten der Vergangenheit

Vor dem Genozid umfasste die nazistische Politik:

Beobachter bemerken strukturelle Parallelen in Israel/Palästina heute: Enteignung von Land, Verweigerung der Staatsbürgerschaft, getrennte Rechtssysteme für Siedler und Palästinenser sowie administrative Inhaftierung.

Schlussfolgerung: Zwei Gesichter des Rassenationalismus

Zionismus und Nazismus, obwohl in ihrem Ausgang gegensätzlich, teilten einen gemeinsamen Rahmen: Beide waren ethnonationalistische Projekte, die Assimilation ablehnten, Trennung verherrlichten und Identität biologisch definierten.

Die Der Angriff-Medaille mit ihrem Hakenkreuz und Davidstern ist mehr als eine Sammlerrarität – sie ist eine Erinnerung daran, dass der europäische Antisemitismus nicht in Europa gelöst, sondern nach Palästina exportiert wurde, wo die Palästinenser die Opfer einer „Lösung“ wurden, die von zwei rassennationalistischen Ideologien entworfen wurde.

Quellen

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